Der Fachverband für Strahlenschutz e.V.

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Mit diesem Artikel möchte ich kurz den Fachverband für Strahlenschutz e.V. vorstellen, der allen Strahlenschützern ein breites Netzwerk mit viel Fachwissen bietet und auch in der praktischen Umsetzung bzw. im Alltag beitragen und unterstützen kann. Im Umkehrschluss hat er als Interessenverband auch die Möglichkeit, auf die Rahmenbedingungen wie Gesetze und Vorschriften einzuwirken.

Vorab muss und möchte ich darauf hinweisen, dass dieser Artikel auf meinen Erfahrungen (ich bin selbst Mitglied) und frei verfügbaren Informationen (Webseite des FS, Wikipedia) basiert und es keine Abstimmung mit dem Verband gab.

Für aktuelle Informationen aus dem Fachverband für Strahlenschutz oder Fragen zu diesem Artikel steht im Forum der Bereich 160 - Fachverband für Strahlenschutz bereit.

Der Verband

Der Fachverband für Strahlenschutz e.V. ist, wie der Name schon sagt, ein Verband für Menschen mit Bezug zum Strahlenschutz in Deutschland und der Schweiz. Durch die enge Vernetzung mit dem Österreichischen Verband für Strahlenschutz (ÖVS) wird auch der gesamte deutschsprachige Raum abgedeckt.

Der Verband selbst ist Mitglied der IRPA (International Radiation Protection Association) und ist sowohl national als auch international mit vielen anderen Fachverbänden vernetzt, zum Beispiel besteht eine Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP).
Er ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Verein, der sich vor allem über die Mitgliedsbeiträge finanziert – wobei Firmen und Institutionen gerne eingeladen sind, ihn über eine fördernde Mitgliedschaft zu unterstützen.

Innerhalb des Verbandes und insbesondere über die thematisch aufgeteilten Arbeitskreise findet ein fortlaufender Wissens- und Erfahrungsaustausch statt, zum Beispiel bei den einzelnen Arbeitskreistreffen oder der gemeinsamen Jahrestagung.

Die Mitglieder, welche in der Regel im Strahlenschutz arbeiten und/oder an Strahlenschutzfragen interessiert sind, profitieren dabei neben der Vernetzung im Gesamtverband oder den einzelnen Arbeitskreisen auch durch die Mitgliederzeitschrift StrahlenschutzPRAXIS und diversen anderen Vergünstigungen aus Kooperationen (siehe Mitgliedschaft).

Die Arbeitskreise

Ein Aspekt am Fachverband für Strahlenschutz, der mir sehr gut gefällt, ist die Organisation in thematisch aufgeteilte Arbeitskreise – zum Beispiel mit dem Arbeitskreis Ausbildung, welcher sich auf das Thema der wissenschaftlich fundierten und an der Praxis orientierten Aus- und Weiterbildung fokussiert und in dem sich unter anderem auch namhafte Kursanbieter im Bereich Strahlenschutz einbringen.

Aktuell listet der Verband 14 Arbeitskreise auf, die jeweils für sich von den Arbeitskreis-Vorsitzenden organisiert werden und regelmäßige Treffen abhalten. Dabei hängt die Häufigkeit der Treffen und die Art (vor Ort vs. virtuell) vom Arbeitskreis ab. Der Arbeitskreis Ausbildung zum Beispiel trifft sich zweimal pro Jahr an wechselnden Orten in Deutschland, Österreich oder der Schweiz für jeweils 2 Tage.

Bei den Treffen werden dann aktuelle Themen des Arbeitskreis-Bereiches diskutiert, Sacharbeiten koordiniert und Informationen aus dem Gesamtverband an die Teilnehmer weitergegeben. Meist gibt es zudem noch Fachvorträge der Mitglieder oder von Gast-Teilnehmern und falls möglich eine Exkursion am Tagungsort, wie zum Beispiel eine Führung am Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum (HIT).

In der Regel gibt es bei diesen Treffen auch eine organisierte Abendveranstaltung in Form eines gemeinsamen Abendessens vor Ort, bei der man sich in einem lockeren und offenen Rahmen wiedertreffen bzw. kennenlernen und austauschen kann (führt gerüchteweise auch mal zu kurzen Nächten).

Die StrahlenschutzPRAXIS

Die Mitgliederzeitschrift StrahlenschutzPRAXIS wird durch ehrenamtliche Arbeit von Mitgliedern des Fachverbandes erstellt und an alle Mitglieder verteilt - für Nicht-Mitglieder besteht auch die Option sie direkt beim TÜV-Media-Verlag zu abonnieren.

Sie erscheint aktuell viermal pro Jahr, jeweils mit einem Schwerpunkt-Thema aus dem Strahlenschutz, zu welchem dann mehrere Artikel zu unterschiedlichen Aspekten oder auch Sichtweisen enthalten sind. Diese Artikel werden wiederum von den Mitgliedern und/oder anerkannten Fachleuten verfasst, wodurch sie meist einen praktischen Bezug haben, allerdings auf einem hohen fachlichen Level. Im Unterschied zu den Fachjournalen anderer Verbände wie zum Beispiel der Health Physics, enthält die StrahlenschutzPRAXIS vorwiegend deutschsprachige Beiträge.

Zudem bietet sie auch Informationen aus dem Verband, Berichte von Arbeitskreistreffen und sonstigen Aktivitäten des Verbands, ergänzt um Neuigkeiten von anderen Gremien und Institutionen.
Seit Anfang 2024 ist die StrahlenschutzPRAXIS auch digital abrufbar – für Mitglieder stehen einzelne Artikel per Browser und das gesamte Heft als PDF-Datei zu Verfügung.
​​​​​​​(Noch)-Nicht-Mitglieder können sich anhand von frei verfügbaren Leseproben selbst einen Eindruck machen.

Die Jahrestagung

Einmal pro Jahr lädt der Fachverband alle Mitglieder und Interessierte zu einer mehrtägigen Jahrestagung in Deutschland, der Schweiz oder auch in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Verband für Strahlenschutz (ÖVS) in Österreich (wie zuletzt 2023).

Diese Tagungen haben meist ebenfalls einen thematischen Schwerpunkt und werden federführend von einem der Arbeitskreise organisiert – zum Beispiel steht die Tagung 2024 unter dem Motto Praktischer Strahlenschutz – eine gesellschaftliche Herausforderung und wird von Mitgliedern des Arbeitskreises Praktischer Strahlenschutz vorbereitet.

Den Kern des Tagungsprogramms bilden dabei entsprechende Fachvorträge mit anschließenden Diskussionen, Podiumsdiskussionen und eine Poster-Ausstellung. Zudem gibt es in den Pausen, beim Gesellschaftsabend oder bei einer der technischen Exkursionen viele Gelegenheiten sich mit anderen Strahlenschützern auszutauschen.

Weitere bemerkenswerte Punkte

Angebote für Lehrkräfte

Der Fachverband arbeitet kontinuierlich daran fachliche Informationen und Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte bereitzustellen – sei es für den Physik-Unterricht an Schulen, die Ausbildung von Fachkräften oder auch die Weiterbildung für Personen mit Tätigkeiten im Strahlenschutz.

Aktuell findet man unter Arbeitshilfen für Lehrkräfte thematisch oder methodisch sortierte Listen von Materialien und weiterführende Informationen wie zum Beispiel rechtliche Grundlagen.
Sehr empfehlenswert ist die methodisch sortierte Liste – dort finden sich auch moderne Formate wie zum Beispiel Escape-Room- bzw. Exit-Spiele, eine Augemented Reality-App und sogar Virtual Reality Experimente (Kompliment an das Institut für Radioökologie und Strahlenschutz der Leibniz Universität Hannover für diese Beiträge).

Zudem ist dort eine Liste im Aufbau, die Lehrkräften mögliche Exkursionsziele mit weiteren Informationen anbietet, zum Beispiel einem Besuch im Deutsche Röntgen-Museum oder im Schülerlabor „JuLab“ im Forschungszentrum Jülich.
Alternativ werden auch (regionale) Angebote aufgeführt, die zu den Schülern kommen bzw. vor Ort durchgeführt werden können, zum Beispiel das „RadLab“.

An dieser Stelle auch hier der Aufruf: Falls Sie als Firma oder Institution die Möglichkeit haben, den Strahlenschutz und die Arbeit in diesem Bereich sichtbarer zu machen oder auch zukünftigen Fachkräften als Option vorzustellen, wenden Sie sich an Fachverband – am einfachsten über das entsprechende Formular oder per Mail an die dort aufgeführte Adresse.

Musterdokumente und Empfehlungen

Ein Ergebnis der Sacharbeit der einzelnen Arbeitskreise oder von speziellen Arbeitsgruppen sind fachliche Veröffentlichungen wie Musterdokumente und Empfehlungen, die frei zu Verfügung gestellt werden – zum Beispiel

  • Muster-Strahlenschutzanweisungen (AK Ausbildung, 2024)
  • Hinweise für die Durchführung von Unterweisungen für Tätigkeiten nach StrlSchG und StrlSchV (AK Ausbildung, 2019)
  • Empfehlung zur Erstellung von Strahlenschutzprogrammen für die Beförderung radioaktiver Stoffe (AK Beförderung, 2023)
  • Anforderungskatalog zu Inkorporationsüberwachungen von Personen bei radiologischen Notfällen (AK Inkorporation, 2023)
  • Patienteninformation zu Nutzen und Risiko medizinischer Strahlenanwendungen in der Diagnostik (AK Medizinischer Strahlenschutz)
  • Aufbewahrungsfristen nach deutschem Strahlenschutzrecht (AK Praktischer Strahlenschutz)
  • Tätigkeit in fremden Anlagen oder Einrichtungen mit Firmensitz in Deutschland (AK Praktischer Strahlenschutz)
  • Das Strahlenschutzgesetz (StrlSchG) leicht verständlich (AK Rechtsfragen)
  • Radioaktivität und Strahlung – Grenzwerte und Richtwerte, Ausgabe 2024 (AK Umweltüberwachung)

Diese Informationen bzw. Dokumente sind in den Bereichen der einzelnen Arbeitskreise zu finden – zum Teil direkt unter der Startseite des Arbeitskreises verlinkt oder in einem Untermenü des Arbeitskreises als eigene Unterseite.

StrahlenschutzKOMPAKT

Für bestimmte Themen im Strahlenschutz wurde vom Fachverband unter der Bezeichnung StrahlenschutzKOMPAKT eine einfach verständliche Zusammenfassung erstellt, die eine objektive erste Übersicht bietet.

Aktuell gibt es von dieser Serie bereits über 10 Ausgaben zu Themen wie „Medizinische Strahlenexposition“, „Strahlung durch Radon“, „Strahlenbiologie und Strahlenrisiko“, „Strahlenschutzmittel in der Radiologie“, „Radioaktives Cäsium in Wildtieren“ – aber auch Ausgaben zu Nicht-Ionisierender Strahlung wie „Strahlung durch Hochspannungsleitungen“ oder „Mobilfunk und WLAN“.

Nachwuchsförderung & Die „Young Professionals“

Ein Bereich, den sich der Fachverband selbst als wesentliche Aufgabe zuschreibt, ist die Nachwuchsförderung. Dazu gibt es ein definiertes Nachwuchskonzept, eine Förderung für Schul-Projekte sowie ein Austauschprojekt von Studierenden im Strahlenschutz.
​​​​​​​Für Nachwuchswissenschaftler wird seit 2010 alle zwei Jahre ein Förderpreis – der Rupprecht-Maushart-Preis – für hervorragende Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen auf dem Gebiet des Strahlenschutzes oder der Strahlenschutzforschung vergeben.

Die Young Professionals haben sich der Betreuung und Vernetzung von Auszubildenden, Berufseinsteigern und Junior-Strahlenschützern verschrieben und veranstalten eigene Treffen und Exkursionen. Es soll auch eine Messenger-Gruppe und weitere zeitgemäße Angebote geben (leider bin ich nicht die passende Generation und habe keine Beweise). 

Stellenmarkt

Unter der Rubrik Service bietet der Fachverband eine auf den Strahlenschutz zugeschnittene Stellenbörse an, in der immer wieder passende Angebote für Fachkräfte aufgenommen werden (zum Teil auch für die Schweiz).